Raphaela Gromes: Die Cellistin, die Komponistinnen ins Rampenlicht rückt
Raphaela Gromes und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin präsentieren bedeutende Werke von Komponistinnen auf CD.

Raphaela Gromes: Die Cellistin, die Komponistinnen ins Rampenlicht rückt
Die Cellistin Raphaela Gromes hat sich in den letzten fünf Jahren auf die Entdeckung und Förderung des Repertoires von komponierenden Frauen spezialisiert. Sie ist nicht nur als Musikerin aktiv, sondern hat auch ein Buch über dieses spannende Thema verfasst. Gromes, die für ihre leidenschaftlichen und abwechslungsreichen Darbietungen bekannt ist, hat kürzlich in Kooperation mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin ein innovatives Projekt gestartet, das unter dem Motto „Kein Konzert ohne Komponistin“ steht und damit ein starkes Zeichen für die Sichtbarkeit von Frauen in der Musik setzt.
Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstehen CD-Aufnahmen, die sich auf Werke von Komponistinnen konzentrieren, deren Stimmen Historie oft vernachlässigt wurden. Unter den Stücken auf dem Programm befinden sich so bedeutende Arbeiten wie das Cellokonzert von Marie Jaëll, einer Zeitgenossin von Gabriel Fauré. Jaëll, geboren 1846 in Steinseltz, war nicht nur Pianistin, sondern auch eine prominente Komponistin und Pädagogin, die ihrer Zeit weit voraus war. Unter anderem widmete sie ihr Cellokonzert dem angesehenen Cellisten Jules Delsart.
Ein Blick auf die Frauen in der Musik
Die verstärkte Auseinandersetzung mit Frauen in der Musik ist kein Zufall. Historisch waren viele Werke von Frauen, wie z. B. die von Maria Herz und der britischen Komponistin Rebecca Dale, oft im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Trotz der zahlreichen female talents, die seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle im Musikschaffen spielen, blieben sie lange ungehört. Das Thema gewann seit den 1970er Jahren, vor allem durch die feministische Musikwissenschaft und die Frauenbewegung, zunehmend an Bedeutung. Der Internationale Arbeitskreis Frau und Musik wurde 1979 gegründet, um diese Stimmen zu fördern und sichtbar zu machen.
Die CD-Aufnahmen von Gromes und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin umfassen nicht nur das Cellokonzert von Marie Jaëll, sondern auch Werke von Herz und Dale, die allesamt als bedeutende Meilensteine gelten. Darüber hinaus zeigt die erste CD des Doppelalbums auch Kammermusik von Emilie Mayer, einer Zeitgenossin von Robert Schumann, und Liebeserklärungen an die Musikwelt wie Arrangements von Pop-Hits aus der Feder von Adele und P!nk.
Ein Erbe der Komponistinnen
Marie Jaëll, deren bemerkenswerte Karriere sich über verschiedene Bereiche der Musik erstreckte, war nicht nur eine talentierte Komponistin, sondern auch eine visionäre Pädagogin. Sie war die erste Pianistin, die in Paris alle Klaviersonaten von Beethoven aufführte, und unterrichtete berühmte Schüler wie Albert Schweitzer. Ihre einzigartige „Jaëll-Methode“ für das Klavierlernen revolutionierte die Herangehensweise an Klaviertechniken und hat bis heute nachhaltige Relevanz. Ihre zahlreichen Kompositionen, zu denen auch die Oper „Runea“ gehört, spiegeln den romantischen Stil ihrer Zeit wider.
Das Engagement von Raphaela Gromes und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin trägt dazu bei, das Erbe der Komponistinnen ins >Scheinwerferlicht< zu rücken und Brücken zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schlagen. Indem sie Kompositionen von lang vergessenen oder unterbewerteten Musikerinnen ins Programm aufnehmen, wird leise, aber bestimmt ein Umdenken in der Wahrnehmung von Frauen in der Musik eingeleitet.
Die Sichtbarkeit von Frauen in der Musikwelt, die lange Zeit als „Eindringlinge“ in einer männlich dominierten Branche betrachtet wurden, hat sich glücklicherweise gedreht und zeigt, dass das musikhistorische Gedächtnis mehr zu bieten hat, als es viele Jahre lang angenommen wurde. Gromes und ihre Mitstreiterinnen sind auf dem richtigen Weg, um diesen Wandel weiter voranzutreiben. Man könnte sagen, sie haben ein gutes Händchen dafür, was die Zukunft der Musik beeinflussen wird.