Krieg und Wehrpflicht: Braucht Deutschland eine Rückkehr zur Pflichtdienste?
Am 22. September 2025 diskutiert "Hart aber fair" unter Louis Klamroth die Wehrpflicht in Deutschland angesichts des Ukraine-Kriegs.

Krieg und Wehrpflicht: Braucht Deutschland eine Rückkehr zur Pflichtdienste?
Heute Abend wird die Front der Diskussionen bei „Hart aber fair“ erneut auf die drängenden Sicherheitsfragen in Europa gerichtet. Moderator Louis Klamroth begrüßt zu einer spannenden Sendung über ein Thema, das in Zeiten geopolitischer Spannungen mehr denn je von Belang ist: „Krieg in Europa: keine Sicherheit ohne Wehrpflicht?“ An dieser Debatte beteiligen sich hochkarätige Gäste, die zu den wichtigsten Stimmen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik zählen.
Unter den Diskutanten sind Norbert Röttgen, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU für Außen- und Verteidigungspolitik, Jan van Aken, Parteivorsitzender der Linken, sowie die Vize des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Nicole Schilling. Hinzu kommen die Journalistin und Buchautorin Özge Inan, der Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität München, Jurastudentin und Reservistin Annabell Günther sowie Helena Clear, die im Freiwilligen Sozialen Jahr tätig ist. Die Diskussion wird sich um die zentrale Frage drehen: Reicht ein freiwilliger Wehrdienst oder braucht Deutschland die Rückkehr zur Wehrpflicht?
Geopolitische Spannungen und Wehrpflicht
Die verzweigte Thematik wird im Kontext der aktuellen Lage betrachtet, da Russland einen Krieg in Europa führt und die NATO-Truppen in Alarmbereitschaft versetzt sind. Verteidigungsminister Boris Pistorius hat in diesem Zusammenhang mehr Wehrhaftigkeit in Deutschland gefordert, was die Diskussion über die Wehrpflicht neu entfacht hat. Laut einem Bericht von NZZ ist die Rückkehr zur Wehrpflicht in mehreren europäischen Ländern bereits Realität: So haben Kroatien und Serbien im Jahr 2023 diese Maßnahme wieder eingeführt, während Dänemark seine Wehrpflicht nun auch auf Frauen ausdehnt.
Der Druck auf die europäische Sicherheit hat jedoch auch andere Länder dazu veranlasst, über die Wiedereinführung der Wehrpflicht nachzudenken. Trotz dieser Entwicklungen zeigen Umfragen, dass die Meinungen innerhalb der Bevölkerung stark variieren. In Deutschland und Frankreich gibt es eine Mehrheit für die Rückkehr zur Wehrpflicht, während in Ländern wie Italien, Großbritannien und Spanien Widerstand herrscht. Gids Hamburg hebt hervor, dass vor allem die Eignung der Wehrpflicht zur Schließung von Personallücken sowie zur Bildung von Reserven intensiv diskutiert wird.
Militärische Aufrüstung und Personalbedarf
Im Zuge der geopolitischen Veränderungen haben zahlreiche europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben erhöht und investieren in neue militärische Ausrüstung, etwa Panzer und Raketenabwehrsysteme. Dennoch warnen Experten, dass es an Soldaten mangeln könnte, um diese neuen Systeme effektiv zu bedienen. Laut NZZ könnten im Kriegsfall bis zu 2 Millionen aktive Soldaten mobilisiert werden, doch nur die Türkei und Griechenland haben unter den größten militärischen Mächten die Wehrpflicht beibehalten.
In Deutschland hat die Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 2011 einen schleichenden Rückgang der Streitkräfte eingeläutet, eine Entscheidung, die als Reaktion auf die sicherheitspolitischen Veränderungen nach dem Kalten Krieg begriffen wurde. Doch der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat viele Überlegungen in Frage gestellt. Befragungen zeigen, dass besonders in jungen Altersgruppen ein ambivalentes Verhältnis zur Wehrpflicht besteht: Während Ältere mehrheitlich dafür sind, stehen die 18- bis 29-Jährigen dem Thema eher skeptisch gegenüber.
Vor diesem Hintergrund wird die heutige Episode von „Hart aber fair“ nicht nur ein politisches Schlagabtausch, sondern auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Frage, ob und wie eine Wehrpflicht in Deutschland wieder zur Realität werden könnte.