Gedenkveranstaltung in München: NSU-Opfer Boulgarides wird erinnert

Am 14. Juni 2025 findet eine Gedenkveranstaltung für NSU-Opfer in München statt, um den Kampf gegen Rechtsextremismus zu betonen.
Am 14. Juni 2025 findet eine Gedenkveranstaltung für NSU-Opfer in München statt, um den Kampf gegen Rechtsextremismus zu betonen. (Symbolbild/MM)

Gedenkveranstaltung in München: NSU-Opfer Boulgarides wird erinnert

München, Deutschland - Am kommenden Sonntag wird in München der 18. Jahrestag des Mordes an Theodoros Boulgarides begangen, einem Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Der griechische Kleinunternehmer, der am 15. Juni 2005 in seinem frisch eröffneten Schlüsseldienst am Stachus erschossen wurde, wurde mit drei Kopfschüssen hingerichtet und war das siebte Todesopfer in einer Mordserie, die von 2000 bis 2006 in Deutschland zahlreiche Menschen aus rassistischen Motiven das Leben kostete. Bürgermeister Dominik Krause betont die Bedeutung, den wachsenden Rechtsextremismus konsequent zu bekämpfen, und wird die Gedenkveranstaltung am Sonntag, den 14. Juni 2025, um 12 Uhr leiten.

Boulgarides kam 1973 nach München, wo er eine Ausbildung abschloss und für renommierte Unternehmen wie Siemens und die Deutsche Bahn arbeitete. Seinen Schlüsseldienst eröffnete er nur zwei Wochen vor seinem gewaltsamen Tod. Dies wirft einen Schatten auf die Ermittlungen, die anfangs nicht den Fokus auf die NSU, sondern auf das private Umfeld des Opfers legten. Ähnlich verhielt es sich bei dem weiteren NSU-Opfer Habil Kiliç, der am 29. August 2001 in einem Feinkostladen in München erschossen wurde. Auch bei ihm galt die erste Hypothese der Polizei kriminellen Verbindungen, bevor die rassistischen Motive in den Mittelpunkt gerückt wurden.
Wie die Abendzeitung berichtet, ist es ein skandalöser Umstand, dass viele der NSU-Morde über Jahre hinweg als Taten organisiert krimineller Gruppen fehlinterpretiert wurden.

Die NSU-Mordserie im Fokus

Insgesamt gab es zwischen 2000 und 2007 zehn Opfer, die von der NSU aus rassistischen Motiven ermordet wurden. Dies umfasste ethnische Türken, den Grieche Boulgarides und die deutsche Polizistin Michèle Kiesewetter. Die Mordoper der NSU, die oft auch als „Döner-Morde“ bezeichnet wird, kam vor allem Kleinunternehmern zugute, die in einer wirtschaftlich angespannteren Lage lebten. Die Haupttäter, Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, lebten ab 1998 im Untergrund und hielten über diesen Zeitraum hinweg ein Netz aus Gewalt und Terror aufrecht. Der Fall wurde am 4. November 2011 sichtbar, als die Täter nach einem misslungenen Banküberfall im Wohnmobil tot aufgefunden wurden. Zschäpe stellte sich anschließend der Polizei, nachdem sie das Versteck in Zwickau in Brand gesteckt hatte.

Die NSU war nicht nur eine Mordserie, sondern auch ein schwerwiegendes Versagen der Sicherheitsbehörden, die jahrzehntelang in die falsche Richtung ermittelten, während Hinweise auf rassistischen Terror liegen gelassen wurden. Auch die mutmaßlichen Verbindungen zwischen deutschen Geheimdiensten und der NSU werfen Fragen auf, die bis heute nicht vollständig geklärt sind.

Herausforderungen und kritische Fragen

Die Berichterstattung über die Morde stieß nicht nur auf Empörung wegen der unzureichenden Ermittlungen, sondern auch auf eine eskalierende xenophobe Diskussion in der Öffentlichkeit. Beispielsweise wurde von den Familien der Opfer ein Bericht bei den Vereinten Nationen eingereicht, der systematischen Rassismus bei der bayerischen Polizei vorwirft. Inzwischen wurden auch Vorwürfe über die Zusammenarbeit von Neonazi-Informanten mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz laut, was dazu führte, dass einige Polizeibeamte suspendiert wurden.

Der NSU-Prozess startete im Mai 2013 und endete im Juli 2018 mit einer Verurteilung Zschäpes zu lebenslanger Haft. Doch viele Fragen bleiben offen: Wie konnte eine derart gefährliche Gruppe so lange unentdeckt bleiben? Welche Netzwerke unterstützten die NSU? Und wie kann der zunehmende Rechtsextremismus nachhaltig bekämpft werden? Diese und weitere Aspekte werden auch in dem Dossier des Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit kritisch thematisiert. Londy können wir nur hoffen, dass Gedenkveranstaltungen wie die am Sonntag in München nicht nur eine Erinnerung sind, sondern auch einen Anstoß für ein intensives Gespräch über unsere Verantwortung im Kampf gegen Rassismus und Terrorismus bieten.

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OrtMünchen, Deutschland
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