Ungewöhnliche Ähren in Schwabing: Städtische Grüns werden zum Überraschungsgarten!

In Schwabing-West sprießen ungewollt Mäuse-Gerste. Stadt fördert blütenreiche Wiesen als Lebensraum für bedrohte Insekten.
In Schwabing-West sprießen ungewollt Mäuse-Gerste. Stadt fördert blütenreiche Wiesen als Lebensraum für bedrohte Insekten. (Symbolbild/MM)

Ungewöhnliche Ähren in Schwabing: Städtische Grüns werden zum Überraschungsgarten!

Schwabing-West, Deutschland - In West-Schwabing tut sich etwas Unerwartetes: Entlang der Grünstreifen, unter den Straßenbäumen und auf den kleinen Grüninseln sprießen kniehohe, hellgrüne Ähren. Diese Pflanzen sind Mäuse-Gerste (Hordeum murinum), ein wilder Verwandter der üblichen Getreidegerste. Die Stadt München hat jedoch kein neues Pflanzkonzept oder entsprechende Verträge mit Braugerste-Bauern abgeschlossen, um diesen „Blütenzuschuss“ herbeizuführen, wie die Abendzeitung berichtet.

Seit 2021 hat die Stadt in Schwabing-West einen neuen Ansatz gewählt: Mäharbeiten an den Straßen und Gehwegen werden testweise nur noch zweimal jährlich durchgeführt. Dadurch entsteht ein blütenreicherer Lebensraum für bedrohte Bienen und andere Insekten. Die Fläche der Straßenbegleitgrün-Streifen ist mit 490 Hektar sogar größer als der Englische Garten, der 374 Hektar umfasst. In Schwabing gedeiht nun vor allem die Mäuse-Gerste, die zwar Pollen bietet, aber keinen Nektar.

Die Ausbreitung der Mäuse-Gerste

Gabriele Feneberg, Landschaftsarchitektin im Baureferat, sieht die zunehmende Verbreitung der Mäuse-Gerste gelassen. Sie erklärt, dass diese Pflanze eine einjährige Art ist und somit nicht besorgniserregend sei. Dennoch gibt es Bedenken bezüglich invasiver Pflanzen, wie dem Japanischen Staudenknöterich, der heimische Arten verdrängen könnte. Dieses Thema ist besonders relevant, da in Deutschland aktuell rund 900 Neobiota-Arten verzeichnet sind, was etwa 1% der etwa 74.000 etablierten Arten entspricht, wie die Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie feststellt.

Die Mäuse-Gerste breitet sich unter anderem durch Wind und durch Widerhaken an ihren Samen aus, die sich im Fell von Tieren festsetzen können. Auch das Futter für Tauben könnte zu ihrer Verbreitung beigetragen haben. In einer bis zwei Wochen wird die erste Mahd des Jahres erwartet, sodass die Anwohner bald nicht mehr über die ungewöhnlichen Ähren staunen können.

Bedeutung für die Biodiversität

Obwohl die Pflanzenvielfalt in Schwabing ein interessantes Bild bietet, sollte man nicht vergessen, dass die Situation auch Herausforderungen mit sich bringt. Laut einer Studie sind invasive Pflanzen ein ernstes Thema beim Schutz heimischer Flora. Wer sich näher mit den Schutzstatus der Arten befassen möchte, findet aufseiten wie der Ökologie-Seite weiterführende Informationen. Unabhängig vom gesetzlichen Status wird empfohlen, alle Arten der Roten Liste als besonders geschützt zu behandeln.

Der Klimawandel könnte ferner dazu führen, dass infolge milderer Winter weitere Neobiota-Arten in Deutschland Fuß fassen, was die ökologischen Verhältnisse weiter verändert. Die Bürger Münchens können gespannt darauf warten, wie sich die Grünflächen in Schwabing entwickeln und welche Pflanzen künftig Fuß fassen werden.

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OrtSchwabing-West, Deutschland
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