Talkshow-Moderator Louis Klamroth: Horizonte erweitern, nicht verändern!

Louis Klamroth, Moderator von „Hart aber fair“, spricht über die Bedeutung offener Debatten und das Ziel, Perspektiven zu erweitern.
Louis Klamroth, Moderator von „Hart aber fair“, spricht über die Bedeutung offener Debatten und das Ziel, Perspektiven zu erweitern. (Symbolbild/MM)

Talkshow-Moderator Louis Klamroth: Horizonte erweitern, nicht verändern!

Am Hart, Deutschland - In der Welt der politischen Talkshows hat sich Louis Klamroth, Moderator von „Hart aber fair“, als frischer Wind etabliert. In einem Interview mit ZEIT Campus hebt Klamroth hervor, dass sein Ziel nicht darin besteht, die Meinungen der Zuschauer zu verändern, sondern deren Horizonte zu erweitern. Dabei ist ihm der Aspekt wichtig, dass nicht jede Diskussion zu einem einheitlichen Konsens führen muss. „Einheit am Ende ist nicht alles“, sagt er und fügt hinzu, dass eine gelungene Debatte neue Perspektiven liefern sollte. Diese Einstellung hat seinen Wurzeln in einer frühkindlichen Faszination für Talkshows, die er bereits als Junge hegte und die ihn mit Größen wie Anne Will und Günther Jauch in Berührung brachte.

Klamroth, der während seines Studiums in Amsterdam ein Praktikum bei Jauch absolvierte, hebt die Bedeutung des respektvollen Umgangs und die Fähigkeit, mit Druck umzugehen, hervor. Jauchs ruhiges Wesen inspiriert ihn bis heute in seiner Arbeit. Klamroth ist überzeugt, dass das Publikum die Möglichkeit haben sollte, verschiedene Argumente zu hören und zu reflektieren, anstatt nur den neuesten Schlagzeilen zu folgen. So betont er, dass eine Talkshow vor allem ein Forum sein sollte, in dem unterschiedliche Perspektiven beleuchtet werden können.

Die Rolle von Talkshows in der Gesellschaft

Doch wie stehen Talkshows generell im gesellschaftlichen Kontext? Eine aktuelle Studie des Progressiven Zentrums hat die Repräsentation und die Themenlage der bekanntesten Talkshows in Deutschland unter die Lupe genommen. Unter den „Big 4“ der Polit-Talks, zu denen neben „Hart aber fair“ auch Sendungen wie „Anne Will“ und „Maischberger“ gehören, zeigen sich einige interessante Trends. Diese Studien beleuchten, dass der Großteil der Gäste aus dem Politik- und Wirtschaftsleben stammt, während Stimmen aus sozialen und bildungspolitischen Bereichen oft fehlen. Dies könnte eine wichtige Lücke darstellen, die zu einer einseitigen Diskussion innerhalb dieser Formate führt.

Die Studienautoren Paulina Fröhlich und Johannes Hillje weisen darauf hin, dass über zwei Drittel der geladenen Politiker bundesweit agieren und die Repräsentation von Kommunalpolitiker oder europäischen Vertretern in den Talkshows dramatisch gering ist. Lediglich 2,4% der Gäste kommen aus dieser Ebene, was die Diversität der Diskurse in Frage stellt. Insbesondere zur Corona-Krise stieg der Anteil von Wissenschaftlern unter den Gästelisten, was zeigt, wie wichtig es ist, auch Expertenmeinungen hörbar zu machen.

Eine neue Ära der Diskussionen?

In Anbetracht dieser Herausforderungen sieht Klamroth Raum für Verbesserungen in der Art und Weise, wie Talkshows gestaltet sind. Während er selbst bestrebt ist, ein neues Format zu schaffen, in dem unterschiedliche Perspektiven Platz finden, bleibt die Gestaltung von Diskursen in den Medien auch eine gesellschaftliche Aufgabe. „Talkshows sollten dazu da sein, den Horizont zu erweitern, nicht nur Meinungen zu bestätigen“, fasst Klamroth zusammen. Ob diese Vision in der bestehenden Landschaft der deutschen Talkshows umsetzbar ist, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass es an der Zeit ist, die Debatten neu zu denken und zu gestalten.

Insgesamt zeigt sich, dass Klamroths Ansatz, gepaart mit den kritischen Einsichten aus der Studie, den dringend nötigen Diskurs über die Formate und deren Inhalte vorantreiben könnte. Die Frage bleibt: Wie viel Raum zur Diversifikation hat die politische Talkshow-Landschaft noch?

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OrtAm Hart, Deutschland
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