Konzertplatz für Rollstuhlfahrer: Eine Zumutung in München?

Nach dem Konzert von Billy Idol am 27. Juni 2025 am Königsplatz in München kritisieren Besucher die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer.
Nach dem Konzert von Billy Idol am 27. Juni 2025 am Königsplatz in München kritisieren Besucher die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer. (Symbolbild/MM)

Konzertplatz für Rollstuhlfahrer: Eine Zumutung in München?

Königsplatz, 80333 München, Deutschland - Am 27. Juni 2025 brachte Rocklegende Billy Idol den Königsplatz in München zum Beben. Doch während viele den Abend in vollen Zügen genossen, gab es auch kritische Stimmen. Eine Rollstuhlfahrerin äußerte in einem Facebook-Post ihre Enttäuschung über die beim Konzert herrschenden Bedingungen für Menschen mit Behinderung. Sie wartete mit einer deutlichen Klage auf und stellte in den Raum, dass das Rollstuhlpodest eine ungünstige Sicht auf die Bühne gewährte. Dazu meldete sich ein weiterer Besucher, der auf Sichtbehinderungen durch Fahnen hinwies. Das sorgt für Gesprächsstoff und wirft die Frage auf: Wo stehen wir mit der Barrierefreiheit bei Großveranstaltungen?

Die Organisatoren, die media.one GmbH, wiesen die Vorwürfe zurück und verwiesen auf das positive Feedback von anderen Besuchern. Sie betonten, dass das Podest großzügig bemessen und strategisch positioniert gewesen sei. Sicherheitsaspekte machten eine andere Platzierung des Rollstuhlpodests leider unmöglich. Zudem bot man eine 50%ige Ermäßigung für Menschen mit Behinderung an, wobei eine Begleitperson freien Eintritt erhält. Auch der Zugang zum Bühnengraben bleibt ein Thema, der allerdings aufgrund von Sicherheitsvorgaben nicht immer möglich sei, wie etwa bei pyrotechnischen Effekten.

Die Herausforderung der Barrierefreiheit

Barrierefreiheit ist ein Schlagwort, das in der Veranstaltungsbranche zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das Bundesgesetz sieht vor, dass bauliche Anlagen für Menschen mit Behinderungen problemlos zugänglich sein müssen, doch wird dies oft nur unzureichend umgesetzt. Laut einer Analyse von MIZ fehlen verlässliche Daten zur Anzahl der vollständig zugänglichen Veranstaltungsorte. Im privatwirtschaftlichen Sektor herrscht nicht immer eine rechtliche Verpflichtung zur Barrierefreiheit, was die Situation erschwert.

In den letzten Jahren sind jedoch einige bemerkenswerte Initiativen entstanden. Veranstaltungen wie die „Future of Festivals“ oder das Reeperbahn Festival thematisieren Barrierefreiheit nicht nur als ein Must-have, sondern als Teil eines umfassenden Verständnisses von Nachhaltigkeit und Diversität. Durch die Forderungen nach Teilhabe von Menschen mit Behinderung wird die Branche immer mehr unter Druck gesetzt, auch in Bezug auf notwendige bauliche Maßnahmen und die Einhaltung von Vorgaben.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz sind Veranstalter verpflichtet, Menschen mit Behinderung nicht zu diskriminieren – auch im Kontext von Events und Festivals. Die Versammlungsstättenverordnung legt unter anderem fest, dass in größeren Versammlungsräumen mindestens 1 % der Plätze für Rollstuhlfahrer reserviert sein müssen. Diese Regelung wird oft nicht umgesetzt, was bedenklich ist, denn die eine oder andere Veranstaltung könnte ansonsten für Menschen mit Einschränkungen unerreichbar bleiben.

Laut Eventfaq müssen zusätzliche Maßnahmen zur Gewährleistung der Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden und Anlagen getroffen werden. Das betrifft etwa die Anzahl barrierefreier Toiletten und die Sicherstellung, dass Fluchtwege im Notfall auch für Menschen mit Behinderung zugänglich sind. Wer also einen barrierefreien Zugang zu Veranstaltungen plant, sollte keineswegs die gesetzlichen Vorgaben vernachlässigen.

Die aktuellen Ereignisse rund um das Konzert von Billy Idol untermauern, dass trotz gut gemeinter Angebote noch ein langer Weg zur vollständigen Barrierefreiheit vor uns liegt. Die Stimmen aus der Community machen klar: Es ist höchste Zeit, dass Veranstalter ihre Anstrengungen zur Inklusion intensivieren und die Barrierefreiheit ernsthaft umsetzen. Denn nur dann können alle zusammen Feste feiern, die wirklich für jeden – ohne Einschränkungen – zugänglich sind.

Details
OrtKönigsplatz, 80333 München, Deutschland
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