80 Jahre IKG München: Ein Festakt für jüdisches Leben und Mut!

80 Jahre IKG München: Ein Festakt für jüdisches Leben und Mut!
München, Deutschland - Vor wenigen Tagen, am 15. Juli 2023, fand in der Hauptsynagoge Ohel Jakob in München ein beeindruckendes Fest statt. Anlässlich der Feier der Wiedergründung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) vor 80 Jahren sowie des 40-jährigen Amtsjubiläums von Charlotte Knobloch zeigte sich einmal mehr, wie lebendig das jüdische Leben in der Stadt ist. Der Festakt, der unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfand, zog zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft an.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, richtete in seiner Ansprache mahnende Worte an die Gesellschaft. „Jüdisches Leben ist bedroht“, unterstrich Schuster, und wies auf die besorgniserregenden Zahlen hin: Im vergangenen Jahr wurden in München 188 Fälle judenfeindlicher Hasskriminalität registriert, wobei die Dunkelziffer vermutlich hoch ist. Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, wie Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, schlossen sich dieser Einschätzung an und warnten vor dem Anstieg von Antisemitismus in Deutschland.
Eine bewegte Geschichte
Ein Blick in die Vergangenheit offenbart, wie die IKG nach dem Zweiten Weltkrieg auf Initiative von Überlebenden gegründet wurde. Charlotte Neuland, die als Kind die Verfolgung überlebte und später Präsidentin der Gemeinde wurde, ist ein zentrales Gesicht dieser bewegten Historie. Im Jahr 1945, nach dem Ende der Gräuel des Holocaust, strebten viele jüdische Menschen, darunter auch Displaced Persons (DPs), die nach Bayern kamen, eine neue Zukunft in Deutschland an. Die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung bestand zu diesem Zeitpunkt aus befreiten Zwangsarbeitern und Überlebenden von Konzentrationslagern.
„She’erit Hapleta“, der „Rest der Geretteten“, kennzeichnete die Wiedereinsetzung jüdischen Lebens nach dem Krieg. Dies war ein politischer Glücksfall für die junge Bundesrepublik, die damit an Ansehen gewann. Zu den frühen Mitgliedern der IKG gehörte Fritz Neuland, der deutscher Bürger blieb, um aktiv am Wiederaufbau einer demokratischen Gesellschaft teilzunehmen. Seine Tochter, Charlotte Knobloch, ist heute die Präsidentin der Gemeinde und betont den hohen Stellenwert der jüdischen Gemeinschaft für Deutschland.
Sicherheitslage und Zusammenhalt
Die Sicherheitslage für jüdisches Leben hat sich, insbesondere in den letzten Jahren, dramatisch verändert. In München spüren viele jüdische Gemeindemitglieder eine signifikante Angst vor Antisemitismus, was sich auch im Alltag niederschlägt. Charlotte Knobloch sprach dies offen an: „Wir haben nichts zu feiern, aber das Leben und das Überleben müssen gefeiert werden.“ Sie wünscht sich ein sicheres und freies Leben für die jüdischen Menschen in Deutschland.
Steven Guttmann, Geschäftsführer der IKG, ließ in seiner Rede durchblicken, wie sehr ihn die aktuelle Sicherheitslage beschäftigt. In Anbetracht der drohenden Gefahren trägt er eine unauffällige Kippa, während Eva Ehrlich, ehemalige Vorsitzende einer liberalen jüdischen Gemeinde, es vermeidet, als Jüdin erkennbar zu sein. Dies zeugt von der besorgniserregenden Realität, in der viele jüdische Menschen leben.
Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident, lobte Charlotte Knobloch für ihre unermüdliche Arbeit und ihren Mut. Er kündigte an, eine Straße nach Fritz Neuland zu benennen, um dessen Beitrag zur jüdischen Gemeinschaft zu würdigen. Landtagspräsidentin Ilse Aigner bezeichnete die Gründung der IKG als ein Geschenk an Deutschland.
Blick in die Zukunft
Die IKG München und Oberbayern hat heute rund 9.300 Mitglieder und betreibt neben der Ohel Jakob-Synagoge auch ein Gemeindezentrum. Die historische Bedeutung der IKG wird in der heutigen Zeit durch den Zusammenhalt in der Gemeinde und die gut strukturierte Infrastruktur deutlich, die es ermöglicht, jüdisches Leben von der Geburt bis zum Tod zu gestalten.
Allerdings werfen aktuelle Umfragen einen Schatten auf diese positiven Entwicklungen. 27 Prozent der Deutschen zeigen antisemitische Ansichten, und immer noch ist der Antisemitismus in vielen Köpfen verankert. Bayern hat deshalb eine eigene RIAS-Meldestelle eingerichtet, um antisemitische Vorfälle zu dokumentieren und die Betroffenen zu unterstützen. Die Herausforderungen sind enorm, doch die Jubiläumsfeier hat gezeigt, dass die jüdische Gemeinschaft in München stark ist und weiterhin für ein freies Leben kämpfen wird.
Insgesamt verdeutlicht der Festakt nicht nur die historischen Wurzeln jüdischen Lebens in München, sondern auch die fortwährenden Herausforderungen, die die Gemeinde bewältigen muss. Der Appell von Charlotte Knobloch nach einem sicheren und freien Leben für jüdische Menschen in Deutschland ist aktueller denn je, und die IKG bleibt ein zentrales Element dieser wichtigen Diskussion.
Mehr Informationen finden Sie in den Berichten von Süddeutsche Zeitung, Abendzeitung München und BR.
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Ort | München, Deutschland |
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