Verhandlungs-Marathon: Elektrobranche kämpft um faire Löhne!

Am 6. Juni 2025 verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaften um den Kollektivvertrag für die Elektro- und Elektronikindustrie in Österreich.
Am 6. Juni 2025 verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaften um den Kollektivvertrag für die Elektro- und Elektronikindustrie in Österreich. (Symbolbild/MK)

Am Hart, Österreich - Heute, am 6. Juni 2025, stehen die Verhandlungen für den Kollektivvertrag (KV) in der Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) unter Hochdruck. Seit Freitag, 14:00 Uhr, ringen Arbeitgeber und Arbeitnehmer um eine Einigung, die aufgrund der komplexen Ausgangslage alles andere als sicher ist. Am späten Freitagnachmittag hatten die Verhandlungsparteien noch keinen Konsens erzielt. Historisch betrachtet sind lange Verhandlungen in dieser Branche eher untypisch, dennoch ist die aktuelle Situation auch nicht überraschend.

Der aktuelle Kollektivvertrag, der seit 1. Mai 2023 hätte in Kraft treten sollen, wird auf dem Prüfstand stehen. Laut einer Studie des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) ist Österreich 2023 bei den durchschnittlichen Arbeitskosten im EU-Vergleich der drittteuerste Staat. Dies spielt den Sozialpartnern in die Karten, da die Arbeitgeberseite zuletzt eine Lohnerhöhung von maximal 1,5 Prozent angeboten hat – im Angesicht einer Inflation von 2,76 Prozent, was für viele Arbeitnehmer nichts als ein Schlag ins Gesicht ist. Die Forderungen der Gewerkschaften PRO-GE und GPA hingegen sehen vor, die Löhne über der Inflationsrate anzuheben und zudem notwendige Zugeständnisse im Rahmenrecht zu erzielen. Karl Dürtscher, Chefverhandler der GPA, hebt die drückenden Belastungen durch Teuerung und steigende Energiepreise hervor.

Die Herausforderungen der Branche

Die Elektro- und Elektronikindustrie ist ein entscheidender Wirtschaftszweig für Österreich. Sie trägt 4,4 Prozent zum gesamten Produktionswert des Landes bei und sicherte 2023 rund 160.100 Arbeitsplätze, was etwa 3,2 Prozent der Gesamtbeschäftigung entspricht. Mit einer beeindruckenden Exportquote von etwa 84 Prozent sind die Unternehmen in dieser Branche besonders anfällig für rückläufige Auftragseingänge und den Abbau von Fremdpersonal. Angesichts dieser Herausforderungen fordern die Gewerkschaften spürbare Erhöhungen der Löhne, Gehälter und der Einkünfte von Lehrlingen, sowie eine Anpassung der Zulagen für belastende Arbeitszeiten. Geplant ist eine Erhöhung der Zulage für die zweite Schicht auf 1,50 Euro pro Stunde und für die dritte Schicht auf 5 Euro pro Stunde.

Die Verhandlungen sollten dringend auch Themen wie das Jubiläumsgeld und die Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche angehen, ein Punkt, der für viele Arbeitnehmer von Bedeutung ist. Für den Anspruch auf die sechste Urlaubswoche sind 25 Dienstjahre bei demselben Arbeitgeber erforderlich, sofern keine anrechenbaren Zeiten vorhanden sind. Zudem ist die Fortführung der 2016 eingeführten Freizeitoption während der Verhandlungen ein heiß diskutiertes Thema.

Ein Ausblick auf die nächsten Schritte

Ein weiterer Termin für die Verhandlungen steht bereits fest: Am 9. April 2025 werden die Gespräche fortgesetzt. Sollte es bis zum Ende der Verhandlungen zu keiner Einigung kommen, sind „Kampfmaßnahmen“ der Gewerkschaften angekündigt, die das Arbeitsumfeld in der Branche nachhaltig beeinträchtigen könnten. Das letzte Wort ist hier jedoch noch nicht gesprochen.

Bei einem ausbleibenden Abschluss läuft der alte Kollektivvertrag weiter, während ein erfolgreicher Abschluss in der Regel rückwirkend zum 1. Mai 2025 gelten würde. Die nächsten Wochen könnten also entscheidend sein, um der Elektro- und Elektronikindustrie in Österreich wieder eine stabile Basis zu geben. Bleiben wir gespannt, wie sich die Verhandlungen entwickeln und ob die Sozialpartner ein gutes Händchen beweisen werden, um einen fairen und für alle tragbaren Kompromiss zu erzielen.

Kleine Zeitung berichtet, dass die Verhandlungen unter Hochdruck stattfinden, während GPA die Belastungen durch die Teuerungskrise thematisiert. Zusätzliche Informationen zur EEI findet man auch bei elektrobranche.at.

Details
Ort Am Hart, Österreich
Quellen