Reichtum und Armut in München: Eine Stadt zwischen Welten

München: Armutsbericht 2022 zeigt soziale Ungleichheiten trotz hoher Kaufkraft und Reichtum. Betroffene benötigen Unterstützung.
München: Armutsbericht 2022 zeigt soziale Ungleichheiten trotz hoher Kaufkraft und Reichtum. Betroffene benötigen Unterstützung. (Symbolbild/MK)

München, Deutschland - In München prallen zwei Lebensrealitäten aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Während die Stadt mit einer Kaufkraft auftrumpft, die satte 35 Prozent über dem deutschen Durchschnitt liegt, ist der gesellschaftliche Graben in der bayerischen Landeshauptstadt tief. Trotz des Titels als reichste Großstadt Deutschlands, wie BR berichtet, ist jede sechste Person in der Stadt von Armut betroffen. Oft haben Betroffene nur eine Rente oder ein Einkommen, das nicht einmal zum nackten Überleben reicht.

Ein ganz konkretes Beispiel dafür ist die 83-jährige Charlotte, die nach 24 Jahren Betriebszeit ihres Lokals aufgrund gesundheitlicher Probleme auf Lebensmittelspenden angewiesen ist. Mit einer Rente von 480 Euro und aufstockender Grundsicherung sieht sie sich stark mit der Realität der Armut konfrontiert. Laut dem Armutsbericht von 2022 sind insbesondere ältere Menschen, Familien mit Kindern, Alleinerziehende sowie Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen unter den Betroffenen. Die Lebenshaltungskosten in der Stadt sind dabei so hoch, dass viele Münchner*innen kämpfen müssen, um über die Runden zu kommen (Stadt München).

Zahlen, die aufhorchen lassen

Die Kriegserklärung gegen die Armut ist dringend nötig, denn der Münchner Armutsbericht aus dem Jahr 2022 zeigt, dass mehr als 17 Prozent der Bevölkerung von relativer Armut betroffen sind, was ungefähr 269.000 Menschen entspricht. Nur rund 129.000 von ihnen beziehen jedoch staatliche Unterstützung. Es ist ein Teufelskreis, der in der Stadt mit der deutlich erkennbaren sozialen Schieflage verankert ist.

Ein auffälliger Gegensatz zeigt sich im Leben von Steffi, einer 26-jährigen Erbin, die mit einem Nettohaushaltsvermögen von etwa 1,2 Millionen Euro zu den reichsten fünf Prozent der Deutschen zählt. Steffi besitzt mehrere Immobilien und engagiert sich ehrenamtlich in einer Gärtnerei. Es entsteht der Eindruck, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in München nur noch weiter wächst, während wirtschaftliche Erfolge und ein solider Arbeitsmarkt vorherrschen. Dieses Ungleichgewicht erleichtert es vielen Menschen nicht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und Unterkünfte zu finden, die ihren finanziellen Mitteln entsprechen (Stadt München).

Die Definition von Armut

Die europäische Definition von Armut ist klar: Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient oder von materieller und sozialer Entbehrung betroffen ist, gilt als armutsgefährdet. Diese Messung geschieht anhand von verschiedenen Faktoren, die nicht nur das Einkommen, sondern auch die allgemeine Lebensqualität berücksichtigen. Die Armutsgefährdungsgrenze für Alleinstehende liegt beispielsweise bei 1.250 Euro monatlich (Destatis).

Während der eine Teil der Münchner Bevölkerung mit immer höheren Lebenshaltungskosten zu kämpfen hat, erfreuen sich andere an steigenden Vermögen und Eigentum. Diese Divergenz ist nicht nur ein lokale Thematik, sondern spiegelt auch gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wider, die Anstoß zur Diskussion über soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Stadtentwicklung geben sollten.

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Ort München, Deutschland
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