Rentenkrise in München: 68-Jährige kämpft gegen Altersarmut im Alltag

Neuperlach, Deutschland - Im Großraum München leben mehr als 10.000 Menschen in Altersarmut, überwiegend Frauen. Die Realität für viele Ältere ist oft geprägt von finanziellen Engpässen, wie das Beispiel von Annette Huber zeigt. Die 68-jährige Neuperlacherin hat im Laufe der Jahre viel gearbeitet, doch heute kommt sie mit ihrer Rente nicht über die Runden. Sie bezieht Grundsicherung, da die monatlichen Zahlungen für die Miete nicht ausreichen. Hilfe sucht sie beim Verein Lichtblick Seniorenhilfe, bei dem sie bereits Unterstützung für eine Winterjacke und einen neuen Kühlschrank erhielt. „Es ist wie eine Überwindung, Hilfe zu suchen – ich fühle mich wie ein Bettler“, äußert sie, obwohl sie lebenslang gearbeitet hat. Der Verein stellte auch Gutscheine für Lebensmittel zur Verfügung, was Huber als „schnelle und unbürokratische Hilfe“ beschreibt. Wie muenchen.t-online.de berichtet, hat Huber die Absicht, einen Minijob anzunehmen, um ihr finanzielles Polster zu vergrößern und weniger auf externe Hilfe angewiesen zu sein.
Doch Huber ist nicht allein in ihrer Not. Der Frauenanteil der Senioren, die vom Lichtblick unterstützt werden, liegt bei 70 Prozent. Viele dieser Frauen waren oft in Teilzeit beschäftigt, um sich um Kinder zu kümmern, was zu geringeren Renteneinkünften führt. Gerade dieser Mix aus geschlechtsspezifischen Faktoren und Altersarmut macht das Problem noch deutlicher: Die Armutsgefährdungsquote von Personen ab 65 Jahren beträgt mittlerweile 19,4 Prozent – ein besorgniserregender Anstieg, der seit 2005 stetig gewachsen ist. Mehr als jeder fünfte Senior ist also potenziell armutsgefährdet.
Der Weg zur Unterstützung
Die Lichtblick Seniorenhilfe wurde 2003 gegründet und hat sich seitdem zu einer wichtigen Anlaufstelle für bedürftige Rentner entwickelt. Ursprünglich begannen sie mit der Unterstützung von 70 Senioren, während heute bereits über 31.000 Rentner deutschlandweit Hilfe erhalten, was einem Anstieg von 94 Prozent innerhalb von vier Jahren entspricht. Besonders in Plattling, wo rund 50 ältere Menschen betreut werden, zeigt sich, wie dringlich die Hilfe ist. Tägliche Anfragen von Rentnern, die Schwierigkeiten haben, Grundbedürfnisse wie Lebensmittel zu decken, prägen den Alltag der Vereinsmitarbeiter. Wie freude-durch-helfen.de berichtet, organisieren sie sogar soziale Treffen, um der Vereinsamung der Senioren entgegenzuwirken.
Die Unterstützung wird schnell und unbürokratisch bereitgestellt; durchschnittlich benötigt ein Antrag nur wenige Tage, um bearbeitet zu werden. Ein Beispiel dafür ist die Rentnerin Anna Hildegard R., die 100 Euro für Lebensmittel benötigte und diese Unterstützung umgehend bekam. Auch ältere Menschen in München sind betroffen von der Problematik, die mit gestiegenen Lebenshaltungskosten und einer mangelhaften Rentenpolitik zu tun hat.
Politische Forderungen und gesellschaftlicher Diskurs
Lydia Staltner, Gründerin des Vereins, setzt sich vehement für mehr politische Aufmerksamkeit ein. Sie fordert eine Mindestrente von 1.500 Euro netto, um die finanzielle Sicherheit für alle Senioren zu gewährleisten. Die aktuelle Situation zeigt, dass jede fünfte bis jede vierte Frau ab 65 Jahren armutsgefährdet ist, während bei Männern die Quote etwas niedriger ist. Die Gründe dafür sind vielfältig. Für Frauen entstehen geringere Rentenansprüche oft durch die Kindererziehung und Teilzeitarbeit. In der Altersgruppe ab 75 Jahren beträgt die Armutsgefährdungsquote für Seniorinnen sogar 21,8 Prozent, bei Senioren liegt sie bei 15,4 Prozent.
Der soziale Rückhalt in unserer Gesellschaft muss gestärkt werden, um den Älteren eine würdige Lebensqualität zu bieten. Die Herausforderungen steigen mit der bevorstehenden Welle der Babyboomer-Generation, da die Zahlen hilfesuchender Senioren voraussichtlich zunehmen werden. Der Bedarf ist da – die Unterstützung kommt oft nur durch Spenden. Damit gibt es noch viel zu tun, um Altersarmut hierzulande wirksam zu bekämpfen. Wie destatis.de aufzeigt, war 2023 die Armutsgefährdungsquote in Deutschland insgesamt bei 15,5 Prozent, und es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft Maßnahmen ergreifen, um den betroffenen Seniorinnen und Senioren unter die Arme zu greifen.
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Ort | Neuperlach, Deutschland |
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