München gedenkt: 56 neue Stolpersteine für jüdische Opfer verlegt!

Am 22. Juni 2025 wurden in München 56 Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische NS-Opfer verlegt, trotz kontroverser Debatten.
Am 22. Juni 2025 wurden in München 56 Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische NS-Opfer verlegt, trotz kontroverser Debatten. (Symbolbild/MM)

München gedenkt: 56 neue Stolpersteine für jüdische Opfer verlegt!

Goethestraße 23, 80336 München, Deutschland - Der Sonntag brachte in München einen bedeutsamen Moment für die Erinnerungskultur. In der Nähe des Hauptbahnhofs wurden gestern 56 neue Stolpersteine verlegt, die an jüdische Bürgerinnen und Bürger erinnern, die während des Nationalsozialismus vertrieben oder deportiert wurden. Diese Verlegungsaktion ist nicht nur eine einfache Geste, sie stellt die größte Installation von Stolpersteinen in der Geschichte der Initiative Stolpersteine für München dar. Die Quader sind in drei Reihen vor dem Haus mit der Nummer 23 in der Goethestraße eingelassen, das einst als „Zufluchtshaus“ diente. Terry Swartzberg, der Vorstand der Initiative, erklärte, dass das Gebäude in den 1930er Jahren im Besitz einer jüdischen Familie war und auch nach dem Verkauf an die Familie Niedermaier im Jahr 1939 vielen Juden als Unterschlupf diente. Dies erklärt, warum so viele Stolpersteine hier verlegt wurden. Aktuell stehen in München insgesamt 423 Stolpersteine, bis zum Ende des Sommers sollen es 500 sein, was die Stadt als eine der Hauptorte für diese Gedenkform positioniert.

Eine kleine Zeremonie begleitete die Installation, an der etwa 60 Menschen teilnahmen. Inez Rattan, ein Vorstandsmitglied des Vereins, erinnerte daran, dass den jüdischen Mitbürgern zur Zeit des Nationalsozialismus „keine Namen mehr gegeben“ wurden, sondern nur Nummern. Mit den Stolpersteinen wolle man den Opfern ihre Würde und Identität zurückgeben. Trotz der positiven Rückmeldungen ist das Projekt nicht ohne Kontroversen. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in München, äußert sich skeptisch und bezeichnet die Stolpersteine als respektlos. Der Stadtrat hatte bereits im Jahr 2004 die Verlegung von Stolpersteinen auf städtischem Grund untersagt.

Widerstände und Unterstützung

Die Initiative Stolpersteine für München e. V. nutzt kreative Wege, um die Gedenksteine auf Privatgrund zu verlegen, und hat mittlerweile 210 weitere Steine für zukünftige Opfer vorbereitet. Auch in anderen Teilen Münchens, wie in Schwabing, gab es jüngst ähnliche Veranstaltungen, bei denen Stolpersteine für weitere Opfer verlegt wurden, darunter auch Amalie und Joseph Schuster, die 1943 und 1944 in Theresienstadt starben. Hier sprachen Vertreter der Liberalen Jüdischen Gemeinde Kaddisch, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Die Verlegung ist jedoch rechtlich umstritten, da der Stadtrat eine Klage abgewiesen hat, die eine Genehmigung für Stolpersteine auf öffentlichem Bauland forderte.

Der Künstler Gunter Demnig, der die Idee der Stolpersteine ins Leben rief, führt die Beisetzungen durch. Seit seinem ersten Stein vor 27 Jahren in Köln sind weltweit bereits rund 70.000 Stolpersteine entstanden, die als dezentrale Denkmale für die Opfer des Nationalsozialismus fungieren. Diese kleinen, aber bedeutsamen Gedenkzeichen bestehen aus einer Messingtabelle, die Informationen über das jeweilige Opfer trägt, darunter Namen, Geburtsjahr, Deportationsdatum und Todesursache. Der Ansatz soll die Erinnerung an die Opfer in den Alltag der Menschen zurückbringen – oft stellten Schulklassen die Verbindung zu den Geschichten der Opfer her und schufen so eine persönliche Auseinandersetzung mit der Geschichte.

Eine kulturelle Debatte

Die Debatte um die Stolpersteine ist Teil einer größeren Diskussion über die Erinnerungskultur in Deutschland. Während einige sie als würdige Form des Gedenkens betrachten, kritisieren andere, dass die Steine missachtet werden könnten oder dass die Namen der Opfer mit Füßen getreten werden. Charlotte Knobloch sieht in den Stolpersteinen einen Mangel an Respekt gegenüber den Opfern und vertritt die Ansicht, dass andere Formen der Erinnerung angemessener wären. Trotz dieser unterschiedlichen Perspektiven, bietet die Initiative auch Raum für alternative Gedenkansätze, die von verschiedenen Seiten als wertvoll erachtet werden, etwa für die Opfer der Euthanasie.

Insgesamt ist der Umgang mit der historischen Verantwortung ein sensibles Thema, das sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft große Aufmerksamkeit erfordert. Die Stolpersteine, als Teil dieser Diskussion, konkretisieren die Erinnerung an die Opfer und fördern ein aktives Gedenken. Wie die aufgeführten Initiativen zeigen, lebt der Wille zur Aufarbeitung und zum Gedenken weiter, auch wenn die Meinungen über die richtigen Wege auseinandergehen.

Für weitere Informationen über die Stolpersteine in München können Sie die Artikel von Süddeutscher Zeitung, taz und Deutschlandfunk lesen.

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OrtGoethestraße 23, 80336 München, Deutschland
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