Ganztagsbetreuung in Bayern: Millionen Kinder fordern mehr Plätze!

Berg am Laim, München, Deutschland - In der Grundschule in Berg am Laim ist heute um 15 Uhr Hochbetrieb. Über 450 der insgesamt 600 Kinder sind hier beschäftigt, genießen ein vielfältiges Nachmittagsangebot. Besonders auffällig ist, dass bei den Erstklässlern beeindruckende 90 Prozent die Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen. Schulleiter Michael Hoderlein freut sich über das steigende Interesse am Ganztags-Konzept, das sich in den letzten Jahren zunehmend etabliert hat. Laut BR nutzen inzwischen rund 60 Prozent der Grundschulkinder in Bayern ein Angebot zur Nachmittagsbetreuung, wobei der Trend seit 2011 stetig steigend ist, mit einer kleinen Ausnahme in den Schuljahren 2020-2021.
Über 1,8 Millionen Grundschüler sind in Deutschland bereits Teil eines Nachmittagsangebots, was über 50 Prozent der Schüler ausmacht. Ab dem Schuljahr 2026/2027 werden alle Eltern einen Rechtsanspruch auf Ganztagsplätze an Grundschulen in Deutschland haben, der schrittweise eingeführt wird. Dies gilt zunächst für die Erstklässler und wird bis 2030 auf alle Grundschüler ausgeweitet.
Ein neues Kapitel in der Betreuungslandschaft
Das Bayerische Sozialministerium hat angekündigt, dass der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung durch verschiedenste Angebote abgedeckt wird. Dies reicht vom klassischen Unterricht bis hin zu innovativen Betreuungsmodellen. Der Wechsel von privat organisierter Mittagsbetreuung zu mehr Angeboten, die direkt von Lehrkräften oder Erzieherinnen durchgeführt werden, zeigt sich als wichtiger Trend. Diese Veränderung wird jedoch von Herausforderungen wie Personalmangel und unzureichenden Räumlichkeiten begleitet. Simone Fleischmann, die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, äußert Bedenken bezüglich Abstrichen bei der Bildungsqualität.
Gemäß einer Prognos-Studie aus dem Jahr 2023 wünschen sich bereits 67 Prozent der Familien in Bayern einen Ganztagsplatz für ihre Kinder. Experten erwarten, dass der Bedarf sogar auf bis zu 80 Prozent steigen könnte, wenn der Rechtsanspruch in Kraft tritt. Diese Entwicklungen zielen darauf ab, eine wichtige Betreuungslücke zu schließen, die viele Familien nach der Kita-Zeit erleben.
Die Bedeutung von Rhythmisierung
Ein zentraler Aspekt für die Qualität im Ganztagsbetrieb ist die Rhythmisierung der Angebote. Diese umfasst den Wechsel zwischen Phasen der Konzentration und Entspannung sowie Bewegungs- und Ruhezeiten. Lehrer:innen und Erzieher:innen arbeiten häufig im Team, um den individuellen Förderbedarfen der Kinder gerecht zu werden. Ein Ansatz, der sich an gebundenen Ganztagsschulen besonders gut umsetzen lässt, wie eine Analyse des Deutschen Schulportals zeigt.
Zusätzlich wird der Bundesrat voraussichtlich mit der Investition von bis zu 3,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Ganztagsbetreuung zur Verbesserung der Chancen für Kinder beitragen. Dies schließt auch Überlegungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit ein. Ab 2026 soll damit ein Betreuungsumfang von bis zu acht Stunden an allen Werktagen möglich sein, was auch Ferienzeiten berücksichtigt.
Insgesamt stehen die Zeichen gut, dass sich die Ganztagsbetreuung in Bayern weiterentwickeln wird und somit den Bedürfnissen vieler Familien gerecht wird. Die Herausforderungen sind zwar nicht zu unterschätzen, doch mit gutem Willen und einer gezielten Strategie könnte die Bildungslandschaft in Bayern in den kommenden Jahren entscheidend verbessert werden.
Details | |
---|---|
Ort | Berg am Laim, München, Deutschland |
Quellen |